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Die Geschichte der Heilpilze

Über Heilpilze, Giftpilze und deren Stellenwert

In China seit Tausenden von Jahren hoch geschätzt und in Gold aufgewogen, blieben Pilze im westlichen Kulturkreis stets geheimnisumwittert und wurden mit einem gewissen Argwohn betrachtet. Man glaubte, sie nähmen die Gifte aus ihrer Umgebung auf und erlangten dadurch ihre Toxizität. So berichtete der römische Schriftsteller Tacitus, dass Pilze, die unter Feigen- und Nadelbäumen wuchsen, als essbar und ungiftig galten, jene aber, welche unter Buchen, Zypressen und Eichen gediehen, als giftig betrachtet wurden.

Pilze aus Sicht der Hildegard von Bingen

Ganz anders sah dagegen die bekannte Äbtissin und Naturforscherin Hildegard von Bingen (1098-1179) den gesundheitlichen Nutzen von Pilzen. Sie unterteilte sie in Sorten, die auf Bäumen und in Sorten, die auf der Erde wuchsen. Erstere waren ihrer Meinung nach dem Menschen zuträglich, letztere sah sie als schädlich an. Baumpilzen, egal, ob sie auf lebenden oder toten/gefällten Bäumen wuchsen, schrieb Hildegard von Bingen heilende Kräfte zu und empfahl ihren Verzehr bei Wurmbefall (Nussbaum), Magenleiden (Buche), Lungen- und Milzkrankheiten (Weide) oder Kopfgrind (Birnbaum). Ihre Forschungen gehen erstaunlich konform mit den Erkenntnissen der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin), deren berühmter Vertreter, der chinesische Arzt Whu Shui aus der Zeit der Ming-Dynastie (1368-1644) erstmals die positive Wirkung von Pilzen auf die Gesundheit des Menschen schriftlich niederlegte.

Vitalpilze und deren gesundheitlicher Nutzen

Anders als im asiatischen Raum konnte sich in Europa die Anwendung von Heilpilzen nie wirklich durchsetzen. Zu groß war die Angst vor Vergiftungen, die durch spektakuläre Giftmorde in den höchsten Kreisen, bei denen Giftpilze verwendet wurden, von sich reden machten. Eine naturkundliche Schrift aus dem 16. Jahrhundert benennt alle Pilze als der Gesundheit abträglich. Ganz anders in Asien, wo Pilze als von den Göttern gesandt betrachtet wurden und den Menschen Heilung bringen sollten. Erst sehr spät, in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, hat sich auch die westliche Welt endgültig von den propagierten Ammenmärchen lösen können und widmet sich nun in immer größerem Maße der Erforschung des gesundheitlichen Nutzens von Heilpilzen, die oft auch als Vitalpilze bezeichnet werden. Hierbei greift die Wissenschaft bevorzugt auf asiatische Vitalpilze zurück, deren Bedeutung durch chinesische und japanische Forscher bereits hinlänglich nachgewiesen werden konnte.